Nachdem wir in Athen verschiedene Camps besucht hatten, wollten wir beim Abschiebeknast in Korinth zumindest kurz vorbeischauen. Die Geschichte des „detention centre“, das von griechischen Aktivist_Innen auch als „concentration camp“ bezeichnet wird, ist eine Geschichte des Leids: 2013 starb Mohammad Hassan im Krankenhaus an den Folgen mangelnder medizinischer Versorgung und an unterlassener Hilfeleistung im zweitgrößten Abschiebeknast des Landes. Nachdem die Behörden wegen der herrschenden Zustände des Taekwando-Stadions in Athen in die Kritik gerieten, wurden viele Flüchtende von dort aus nach Korinth gebracht, andere werden direkt von den Ägäis-Inseln hierher verschifft.
Anfang des Jahres waren hier 400 Menschen interniert, die Mehrheit von ihnen aus Marokko. Im Januar 2016 wurden etwa 100 marokkanische Geflüchtete aus Korinth abgeschoben… Die Geschichte des „detention centres“ ist aber auch eine Geschichte des Widerstands: Im März 2015 lieferte sich Anarchist_Innen im Rahmen einer Demonstration vor dem Abschiebeknast eine Straßenschlacht mit Sicherheitskräften, im Dezember gab es erneut einen großen Protestmarsch gegen das „concentration camp“. Nachdem es schon in den letzten Jahren immer Hungerstreiks in Korinth gab, setzten im Januar 2016 etwa 30 in Korinth internierte Geflüchtete ihre Matratzen in Brand und versuchten, aus dem Knast auszubrechen. Innerhalb des „detention centres“ gibt es selbstorganisierte Geflüchtetenstrukturen, die z.B. einen Englischkurs aufgebaut haben.
Als wir in Korinth ankamen, sahen wir, dass Polizei und auch Militär im Stadtbild präsent sind. Der Knast selbst, von dem wir Baracken und doppelte Zäune sehen konnten, war aber so abgeriegelt, dass wir kaum hineingucken konnten. Zudem behalten auch Polizeibeamte in Zivil die Umgebung im Auge und sind uns eine Zeit lang gefolgt, nachdem wir weiter gefahren sind. Während die Geflüchteten sich immer wieder über die Unterbringungsstandards beschweren, konnten wir beobachten, wie für das Gefängnispersonal 5-Sterne-Essen geliefert wurde. Zur Mittagszeit – vermutlich während des Schichtwechsels – fuhren viele, im Stadtbild sonst eher seltene Neuwagen auf das Gelände, die Sicherung der Grenzen ist also auch ein Wirtschaftsfaktor für das durch die Wirtschaftskrise in Mitleidenschaft gezogene Land. Nach den Beschlüssen des EU-Türkei-Gipfels werden Zwangseinrichtungen wie diese in Korinth in Griechenland leider aber noch an Bedeutung zunehmen… Für weitere Infos zum Abschiebeknast in Korinth checkt http://infomobile.w2eu.net/tag/corinth/.