(german text below/deutscher Text unten)
Daily report January 03rd/04th:
Like already mentioned in the past reports, there are a lot of people hiding near the border because they aren’t „SIA-refugees“ and therefore they have no possibility to continue their escape through Macedonia legally. They have no possibility to benefit from the hardly existing infrastructure. they are forced to pass the night in the woods, on fields or in deserted houses and to get their food on their own. Although it’s hard to say how many refugees really are hiding and in which areas they find a harbour, we know some places to meet them.
In the past days, we tried at least to reduce their misery a little bit and took over an existing structure. At these places, we give out food, blankets, rain jackets and informations. While most of other supporter structures have a fixed working place, in this job the situation changes every day. Regularly changing weather conditions are one of the most important problems. Two days ago we experienced a sudden change of weather from extreme cold to sleet. Extreme cold is a risk for lifes of those precarised refugees, but sleet that comes along with rain-sodden fields somehow even aggravates their situation. Escape routes to Macedonia usually aren’t paved, that’s why we met a lot of refugees with soaked clothes which caused them health problems. Most of them only have non-appropiate shoes, one of the major problems along the balkan route.
The spots where volunteers give out clothes are mainly on private ground whose owners sometimes represent an obstacle. Lots of them reproach us to ruin their business by supporting refugees having little money or no money at all. These arguments that we can’t understand even led to aggressions towards us several times, so that we only could stop distributing our stuff and leave the place for a while.
Beside the risk of being arrested or injured during their upcoming escape via Macedonia, the refugees near the border are faced to attacks by the greek police like we observed yesterday. Police cars stopped in front of one of the well known spots and the cops arrested a lot of people to drive them back to athens, as we guess. Untill yesterday we got the impression that cops were aware of those hiding refugees, but weren’t very interested in chasing them. We don’t know the current situation of those refugees right now, but we guess that they´ll return to this border because of missing alternatives, so that the cops‘ attack represent a huge waste of time and money for both refugees and the greek state. At the moment it’s hard to say if this approach only aims at pushing refugees back to places where no observers are on site in order to prohibit critical reporting, or if it’s part of a new strategy of the authorities so that we have to be afraid of facing them even more regular in the next time. This would be disastrous for those people who until now had already been living under the worst conditions without any access to supply of food, meds etc.
We will continue to support these people and knowing that refugees suffer much harder conditions we hardly can imagine, even a stronger repression by the state won’t stop us!!!!
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Tagesbericht 03.01. – 04.01.2016
Wie bereits in bisherigen Berichten erwähnt, halten sich im unmittelbaren Grenzgebiet viele Menschen auf, weche aufgrund ihrer Nationalität keine legale Möglichkeit haben durch Mazedonien ihre Flucht fortzusetzen. Diese Flüchtenden haben keinerlei Möglichkeiten die ohnehin kaum vorhandene Infrastuktur zu nutzen. Sie sind gezwungen in den Feldern und Wäldern und den dort befindlichen Abbruchhäusern zu übernachten und sich selbst mit Lebensmitteln zu versorgen. Obwohl die räumliche Dimension des Gebietes schwer abzuschätzen ist, gibt es verschiedene bekannte Orte, an welchen sich Personen aufhalten.
Wir haben in den letzten Tagen versucht die Not dieser Menschen wenigstens eine wenig zu lindern und eine bereits vorhandene Infrastuktur übernommen. An diesen Orten verteilen wir Lebensmittel, Decken, Regenjacken und Informationen. Während viele andere Unterstützer*innenstrukturen über einen festen Standort verfügen gestaltet sich die Lage hier von Tag zu Tag anders. Die sich täglich wechselnden Wetterbedingungen, stellen eines der Hauptprobleme dar. Vor zwei Tagen erlebten wir einen Wetterumschwung von extremer Kälte hin zu Schneeregen. Ist die Situation dieser Präkarisierten in den Nächten schon bei Minusgraden lebensgefährlich, stellt gerade der Regen und die aufgeweichten Felder für Viele eine deutliche Verschlechterung dar. Die Fluchtwege nach Mazedonien sind meist nicht befestigt und so begegnen uns häufig Flüchtende mit aufgeweichter Kleidung und daraus resultierenden gesundheitlichen Problemen. Nicht taugliche Schuhe stellen, wie fast überall entlang der sog. Balkanroute eines der Hauptprobleme dar.
Dar sich unsere Ausgabestellen zumeist auf privaten Grund befinden, stellen die Betreiber*innen ein weiteres Problem dar. Viele werfen uns vor durch eine minimale Versorgung der häufig mittellosen Menschen ihre Geschäfte und somit ihren Profit zu mindern oder sogar zu zerstören. Diese für uns nicht nachvollziehbaren Gründe führten schon des öfteren zu aggresiven Konfrontrationen, sodass uns nichts anderes übrigblieb, als die Verteilung zeitweise abzubrechen und den Ort zu verlassen.
Die größte Gefahr, neben der geplanten Flucht durch Mazedonien und der dort allgegebwärtigen Gefahr aufgegriffen und verletzt zu werden, stellen die seit gestern, erstmals seit unserer Ankunft dokumentierten Übergriffe der grichischen Polizei dar. Während wir bis zu diesem Zeitpunkt den Eindruck gewonnen hatten, dass diese sich zwar der Menschen und ihrer Lage bewusst ist, aber darauf mit Desinteresse reagierte, änderte sich diese Einschätzung gestern schlagartig. Vor einem der bekanntesten Punkte fuhr die Polizei vor, verhaftete viele Menschen und brachte sie vermutlich zurück nach Athen. Auch wenn die genaue Situation dieser Verhafteten nicht bekannt ist, ist davon auszugehen, dass sie aufgrund der Aussichtslosigkeit ihrer Lage, erneut in das Grenzgebiet reisen und dieser Übergriff so eine Katastrophe in Bezug auf Zeit und Geld darstellt. Zurzeit ist nicht abzuschätzen, ob dieser Übergriff „nur“ dem Ziel diente die Flüchtenden an weniger öffentliche Orte zu drängen und somit mögliche Berichterstattungen zu erschweren, oder er als Teil einer neuen Strategie staatlicher Akteure zu sehen ist und wir erwarten müssen, dass sie in Zukunft sogar häufiger werden. Dieses würde eine Katastrophe für die Menschen, welche ohnehin schon unter prekärsten Umständen, ausgeschlossen von den meisten Hilfsstrukturen leben, darstellen.
Wir werden weiterhin diese Menschen unterstützen und lassen uns auch von verstärkter staatlicher Repression nicht einschüchtern, wobei uns klar ist, dass die Flüchtenden von dieser in einem deutlich krasseren und für uns nicht vorstellbaren Maße betroffen sind.