[KI] 30.08.2022 | 17 Uhr – Kundgebung am Tag gegen Abschiebehaft

KUNDGEBUNG am Tag gegen Abschiebehaft | 30.08.  17h | Hörnbrücke Kiel

Ziemlich genau seit einem Jahr ist der Abschiebeknast in Glückstadt nun in Betrieb. Unzählige Menschen wurden inhaftiert und abgeschoben. Innerhalb eines Jahres fanden drei Hungerstreiks statt, Inhaftierte kritisierten die Behandlung im Knast und wurden in menschenrechtswidrige Zustände abgeschoben. Ein Jahr Knast in Glückstadt hat mehr als deutlich gezeigt: Abschiebehaft ist brutal, rassistisch und menschenverachtend!

Wir sagen daher: Stoppt alle Abschiebungen, schließt alle Abschiebeknäste!
Abschiebehaft ist tödlich! Der 30.8. ist der Tag gegen Abschiebehaft und Gedenktag an die in Abschiebehaft verstorbenen Menschen.

An diesem Tag sind mehrere Menschen in Abschiebehaft verstorben: Am 30.08.1983 stürzte sich Kemal Altun nach 13 Monaten im Abschiebeknast am Tag seiner Gerichtsverhandlung aus dem Fenster des Berliner Verwaltungsgerichtes. Am 30.8.1994 erstickte Kola Bankole in dem Flugzeug, mit dem er abgeschoben werden sollte, an einem Knebel, der ihm vom Bundesgrenzschutz in den Mund gedrückt wurde. Rachid Sbaai starb am 30.8.1999 in der Arrestzelle des Bürener Abschiebegefängnisses an einer Rauchvergiftung, da die Matratze in seiner Einzelzelle Feuer gefangen hatte. Trotz Betätigung des Alarms kamen die Polizist*innen erst nach 15 Minuten. Altankhou Dagwasoundels starb am 30.8.2000 beim Versuch sich aus dem sechsten Stock des Krankenhaus Köpenick mit verknotetem Bettzeug abzuseilen. Er war nach vier Wochen in Abschiebehaft in das Krankenhaus eingeliefert worden. Sein Zimmer wurde von zwei Beamte*innen bewacht. Den hier genannten und den unzähligen anderen in Abschiebehaft verstorbenen Menschen wollen wir gedenken!
Mit der Einrichtung des Knastes in Glückstadt nimmt die schleswig-holsteinische Landesregierung den Verlust von Menschenleben in Kauf. Abschiebehaft bedeutet für die Betroffenen unvorstellbarer psychischer Stress, Verzweiflung, Angst und nicht selten Tod – all das forcieren die Behörden durch die Etablierung der Abschiebehaft wissentlich. Abschiebehaft ist Teil eines Systems, das Flucht kriminalisiert und steht in einer Reihe mit vielen weiteren Repressionen gegen Geflüchtete: Sei es die Verhinderung von Seenotrettung, Push-Backs von Frontex, die faktische Aushöhlung des Asylrechts oder die Verpflichtung in sog. „Ankerzentren“ und Lagern zu wohnen – der Staat tut alles, um Geflüchtete zu schikanieren und sie abzuschieben oder zu verhindern, dass sie überhaupt nach Deutschland und Europa kommen.

Schließt euch daher unserer Kundgebung am 30.08.2022 um 17h an der Hörnbrücke an. Mit Schildern und Bannern wollen wir an die Verstorbenen denken und gleichzeitig lautstark gegen den Knast in Glückstadt protestieren. Tear down this prison!

ABSCHIEBEHAFT IST TÖDLICH!