Seit über vier Monaten kommen Geflüchtete nach Kiel, um die tägliche Fähre nach Göteborg (Schweden) zu nehmen und dort Asyl zu beantragen oder weiterzureisen. Täglich kamen mehr Geflüchtete, sodass hunderte Menschen dazu gezwungen waren, tagelang auf ihr Fährticket zu warten, worauf die zuständigen Behörden nicht vorbereitet waren und jegliche Unterstützung für die flüchtenden Menschen auf sich warten ließ. Aktivist*innen sind seitdem mit einem Infostand für Flüchtende am Hauptbahnhof präsent, organisierten Notunterkünfte und Versorgung und übten mit Forderungen nach städtischen Notquartieren und einer menschenwürdigen Versorgung Druck auf die Verantwortlichen der Stadt aus. Folgen dessen sind die Notunterkünfte in der Markthalle und zeitweise im ehemaligen C&A-Gebäude. Die Zustände sind jedoch weiterhin prekär: so wird unregistrierten Geflüchteten neuerdings offiziell nur eine Übernachtung in der Markthalle gewährt.
Während der Hilfe beim Transit haben sich Vertreter*innen staatlicher Institutionen, sowie der Stadt Kiel immer wieder rassistisch gegenüber den Flüchtenden verhalten und geäußert.
So sagte z.B. Gerwin Stöcken, Sozialdezernent der Stadt Kiel, über die Transitflüchtenden auf der Stena-Line:
„Man muss ja auch aufpassen, dass da an Bord keine Epidemie ausbricht. Die haben doch alle Krankheiten und Tiere.“
Auch Kay Kramm, der Leiter des 2. Polizeireviers Kiel, glänzte stets durch rassistische Bemerkungen, wie z.B. einer „lustigen“ Anekdote zu einer von ihm durchgeführten Abschiebung oder der Aussage über alleinreisende männliche Flüchtende:
„Wir müssen darauf achten, dass auch mal die jungen Hengste hier abtransportiert werden.“
Dieser Rassismus bleibt jedoch unter dem Deckmantel der gefeierten „Willkommenskultur“ unentdeckt. Es wird mal wieder bestätigt, dass Rassismus auch jenseits des Rechtsextremismus und der „besorgten Bürger*innen“ stattfindet und im Kern der bürgerlichen Gesellschaft und ihren Institutionen fest verankert ist.
Umso ironischer und absurder wirkt der selbstgefällige Lobesgesang auf die ach so tolle „Willkommensstadt“ Kiel. Eine Gesellschaft, in der führende Positionen von Personen mit derartigen Meinungen besetzt sind und diese dabei anerkannt und bejubelt werden, ist für uns kein Grund zum Feiern!
Rassismus hat viele Gesichter!
Ab dafür: Rassismus offenlegen!
netzwerk antirassistische aktion kiel [nara]