Das Netzwerk antirassistische Aktion (nara) Kiel hat sich am vergangenen Samstag (17.04.2021) mit einer Flyeraktion am Aktionswochenende des Kieler Bündnisses „Gegen Corona und Kapitalismus“ beteiligt. Am Rande zweier Wochenmärkte wurden neben kostenlosen medizinischen Masken auch Flyer an Marktbesucher*innen und Passant*innen verteilt, in denen auf die Ausbeutung migrantischer Arbeiter*innen, insbesondere in der Lebensmittelproduktion und in der Pflege, aufmerksam gemacht wurde.
Denn so groß der Aufschrei über die Arbeitsbedingungen osteuropäischer Ernte- und Schlachthelfer*innen im letzten Jahr auch war, so schnell ist er auch wieder verhallt. Heute, nach einem Jahr, in dem das Virus seine tödliche Wirkung deutlich gezeigt hat und als Mutante gefährlicher denn je ist, hat sich an ihrer Situation nur wenig verändert. Anstatt in organisierten Reisen auf die Betriebe zu gelangen, müssen viele Arbeiter*innen diesmal individuell anreisen, was höhere Kosten für sie verursacht und ein erhöhtes Infektionsrisiko in sich birgt. Auf den Höfen und in den Betrieben ist die Bewegungsfreiheit vielfach eingeschränkt, was den ohnehin schon stark regulierten und eintönigen Alltag der Arbeiter*innen weiter einschränkt. Sie sind vom öffentlichen Leben in Deutschland fast völlig isoliert und vor und nach den Schichten noch stärker an ihre oftmals viel zu kleinen Unterkünfte gebunden. Eine Situation, in der sich das Virus rasend schnell unter den Arbeiter*innen ausbreiten kann, doch eine Verpflichtung der Unternehmen zur regelmäßigen Testung der Beschäftigten besteht nicht. Ist der Arbeitsschutz auch ohne Pandemie meist völlig unzureichend, wird diese Situation während Corona zur tödlichen Gefahr für die Arbeiter*innen und ihre Familien. Konsequenter Infektionsschutz darf nicht am Betriebstor haltmachen und auch keine Frage der Nationalität sein!
Doch nicht nur in der Landwirtschaft und der Fleischproduktion werden Menschen aus Osteuropa systematisch ausgebeutet, auch in der Pflege herrschen weiterhin unhaltbare Zustände. Anstatt das Pflegesystem an den Bedürfnissen der zu Pflegenden und der Pfleger*innen auszurichten und entsprechend gut zu finanzieren, werden die Löhne gedrückt, Pflegekräfte oft weit unter Tarif bezahlt und so ihre Gesundheit wie auch die der zu Pflegenden aufs Spiel gesetzt. Zudem verhindern häufig mangelnde Sprachkenntnisse, dass die Betroffenen ihre Rechte kennen und von ihnen Gebrauch machen können. Auch hier ist Corona nicht der Grund für diese Zustände, sondern führt uns die systematische Ausbeutung von Migrant*innen und Arbeiter*innen nur einmal mehr deutlich vor Augen.
Löhne rauf, ob in Landwirtschaft, Schlachthof oder Pflege!
Menschenwürdige Arbeitsbedingungen für alle!
Kapitalismus abschaffen!
Gleichzeitig konnte während der Aktion für die antifaschistische Demonstration „Masken auf und Fäuste hoch gegen rechte Lügen und kapitalistische Krisenpolitik!“ mobilisiert werden, die am Nachmittag des 17.04.2021 gegen rechte Corona-Relativierer*innen, die Pandemie-Verschleppung des Kapitals und für einen solidarischen Ausweg aus der Dauerkrise auf die Straße ging.
Weitere Informationen zum Bündnis „Gegen Corona und Kapitalismus“ sowie Termine finden sich unter: http://gegencoronakapitalismus.noblogs.org