Am Dienstag, den 22.09.2020, gab es in Glückstadt eine Infoveranstaltung zur praktischen Kritik am Abschiebegefängnis und zur praktischen Solidarität mit denjenigen, die nach den Plänen der Schleswig-Holsteinischen Landesregierung aus CDU, FDP und Grünen ab dem kommenden Jahr bis zu 18 Monate inhaftiert und abgeschoben werden sollen.
Zur Veranstaltung kamen etwa 20 Interessierte. Neben Infos zum aktuellen Stand des Abschiebegefängnis in Glückstadt gab es eine Einführung von Frank Gockel, von der Initiative Hilfe für Menschen in Abschiebehaft e.V. aus Büren. Frank berichtete von der hundertjährigen Geschichte der Abschiebehaft, die auf Antisemitismus fusst und in den Deportationen von Juden und Jüd*innen im NS gipfelte. Nach Informationen zur geschichtlichen sowie aktuellen Praxis in Abschiebegefängnissen und den Haftbedingungen der Gefangenen gab er Erfahrungsberichte und Einschätzungen aus der Unterstützung von Menschen in Abschiebehaft weiter.
Frank Gockel wies daraufhin, dass gerade der juristische Beistand, ob durch Laien als „Person des Vertrauens“ oder durch Rechtsanwält*innen, ein wichtiger Ansatz in der Unterstützung von Abschiebehäftlingen ist. Solidarische Menschen können neben dem Kontakt mit den Gefangenen, durch Besuche oder Briefe, auch auf Missstände hinweisen, eine Öffentlichkeit ansprechen und politischen Druck erzeugen.
Emza Jurtovic, Sprecherin der Kampagne „Kein Abschiebegefängnis in Glückstadt und anderswo!“, resümiert: „Menschen vor Ort können die Isolation der Inhaftierten aufbrechen. Abschiebehaft ist per se Unrecht, schließlich haben die Menschen nichts verbrochen. Abschiebehaft ist ein tödliches Schwert der hiesigen Migrationspolitik, genauso wie das Sterbenlassen im Mittelmeer. Wir wollen keine Abschiebehaft. Nicht in Glückstadt und nicht anderswo!“
Weitere Informationen zur Kampagne gibt es hier.
Nachtrag: Das Freie Radio Neumünser hat einen Mitschnitt von der Veranstaltung veröffentlicht: https://freiesradio-nms.de/2020/glueckstadt-statt-knaststadt/